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„Gehst du Bus?“ – Berliner Soziolekt im Forschungsbrennpunkt

„Ich hab‘ Schere in Schublade gelegt.“ Ein typisches Beispiel fehlender Deutschkenntnisse bei Schülern? Weit gefehlt! Diesen Satz schnappte die Soziologin Diana Marossek während eines Forschungsprojektes tatsächlich aus dem Mund eines Lehrers auf.

Die Soziologin hatte an 70 Berliner Schulen untersucht, wie dort eigentlich gesprochen wird. Ihr Augenmerk lag dabei speziell auf dem Ethnolekt der Schüler, welcher sich allerdings scheinbar – wird er nur weitreichend genug genutzt – selbst auf die Lehrerschaft überträgt.

Überraschenderweise spielt der Migrationshintergrund bei der Entstehung dieses sogenannten „Kiez-Deutsch'“ kaum eine Rolle. Vielmehr scheinen soziale Prägung und die unkontrollierte sowie vor allem unreflektierte Verbreitung im Alltag die Hauptverantwortlichen zu sein. Dies führt dazu, dass Sprache von allen Beteiligten nicht mehr korrekt verwendet wird.

Klar ist das bedenklich, denn der Job des Lehrers sollte es sein, Sprache so zu vermitteln, wie sie eigentlich funktioniert. Irgendwie aber auch faszinierend, wie sich soziale Mechanismen in beide Richtungen übertragen, findet Ihr nicht? Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man Fehler nicht nur vermeiden, sondern eben jene Mechanismen als Werkzeuge für die Unterrichtsführung nutzen. Zum Beispiel, indem man sich den Schülern dadurch stärker annähert.

Wie denkt Ihr denn über das Thema? Ein Phänomen, das bekämpft werden sollte? Oder alles halb so schlimm? Sprache ist nun mal auch nur dem Wandel der Zeit unterworfen.